Neue Aufzüge, Balkone, ein zusätzliches Stock­werk. Werden Häuser modernisiert, können sich Bewohner mit geringem Einkommen die Mieten oft nicht mehr leisten.

Burgerläden, Biosupermärkte – die umliegenden Läden passen sich den neuen Mietern an und verändern das Aussehen des ganzen Viertels.

Aufwertung, Verdrängung, erhöhte Nachfrage, stark steigende Mieten – der Fachbegriff für dieses Phänomen: Gentrifizierung.

Laut den Daten eines großen Immobilien­portals kostet eine 30-Quadratmeter-Wohnung inzwischen etwa das 2,5-fache an Miete als durchschnittlich im Rest Deutschlands.

Das Bündnis für bezahlbares Wohnen bewertete das Projekt von Herrn Kunz und seiner GmbH bisher als gelungenen Versuch, in Untergiesing Mietwohnraum zu schaffen.

Generell kann man sagen: Das ehemalige Arbeiter­viertel Untergiesing boomt. Wurden 2015 noch 69 Wohnungen fertig­gestellt, waren es 2017 schon 130. Eine gute Sache, möchte man meinen.

Doch viele Bewohner sehen das Thema viel allgemeiner: Sie erkennen ihr eigenes Viertel kaum wieder.

Im Bayerischen Bauministerium hörte sich das 2016 allerdings anders an:

„Ich fände es sehr gut, wenn Unternehmen, die Kapital anzulegen haben, wie zum Beispiel Banken und Versicherungen, wieder stärker sich auch im heimischen Wohnungsbau engagieren.“

Joachim Herrmann (CSU)

Und wie der Trend für Bestands­immobilien eines Wohnungs­vermittlers zeigt: In Untergiesing locken nach wie vor beeindruckende Preissteigerungen.

Wie kann ein Stadtteil seinen ursprünglichen Charakter bewahren? Das Deutsche Institut für Urbanistik empfiehlt: mehr Dialog, mehr Gespür für die Quartiers­historie, mehr Förderung des sozialen Wohnungsbaus.

In Untergiesing versuchen die Akteure durchaus, diese Empfehlungen umzusetzen. An Podiums­diskussionen, Bürger­initiativen und Dialogforen mangelt es nicht.

Doch für Menschen wie Dietmar van Rothgaenger wird es wohl trotzdem bald keinen Platz mehr in Untergiesing geben.

Team

Autoren
Moritz Dege, Niklas Feil, Katharina Geiger, Sophia Hagedorn, Jann-Jakob Loos, Manuel Rauch, Frank Rebmann, Patrick Seibert, Beatrice Steineke, Ralph Würschinger

Redaktion, Projektleitung
Bernhard Riedmann

Sprecherin
Katharina Geiger

Grafik
Jennifer Friedrichs

Motion Design
Lorenz Kiefer

Schlussredaktion
Katrin Zabel

Programmierung
Tobias Hellwig, Lorenz Kiefer

Technische Assistenz ifp
Ingo Dieckmann, Tobias Schierle, Felix Sturm

Koordination ifp
Peter Hummel

Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Volontären der Katholischen Journalistenschule ifp

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