Ab 6. November werden die 435 Sitze des Repräsentantenhauses neu vergeben, und 35 Senatoren müssen sich zur Wahl stellen. Womöglich geht Trump aus den Wahlen gestärkt hervor. Vielleicht wird die zweite Hälfte seiner Amtszeit nach den Midterms jedoch bedeutend schwieriger.

Trump braucht den Kongress, um seine Politik durchzusetzen. Beide Kammern müssen einem Bundesgesetz zustimmen, bevor es in Kraft treten kann. Momentan kontrollieren Trumps Republikaner Senat und Repräsentantenhaus:


Repräsentantenhaus

Alle 435 Sitze werden neu vergeben

Senat

35 von 100 Sitzen werden neu vergeben

Mehrheit ab

218 Sitzen

Demokratische Mehrheit ab 51 Sitzen

Republikanische Mehrheit ab 50 Sitzen

(mit Stimme von Vizepräsident Mike Pence)

193 Demokraten

235 Republikaner

47 Demokraten

51 Republikaner

7 vakant

2 Unabhängige

zur Wahl stehende Sitze

Repräsentantenhaus

Alle 435 Sitze werden neu vergeben

Mehrheit ab

218 Sitzen

193 Demokraten

235 Republikaner

7 vakant

Senat

35 von 100 Sitzen werden neu vergeben

Demokratische Mehrheit ab 51 Sitzen

Republikanische Mehrheit ab 50 Sitzen

(mit Stimme von Vizepräsident Mike Pence)

47 Demokraten

51 Republikaner

2 Unabhängige

zur Wahl stehende Sitze


Im Senat haben die Republikaner einen Vorsprung von zwei Sitzen auf die Demokraten, wobei der demokratischen Fraktion mit Bernie Sanders und Angus King zwei unabhängige Senatoren angehören.
Nicht alle Sitze werden neu vergeben: Die Demokraten müssen 26 Sitze verteidigen, die Republikaner 9.

Im Repräsentantenhaus müssten die Demokraten den Republikanern 23 Sitze abnehmen, um die Mehrheit zu erringen. Laut den Analysten des unabhängigen »Cook Political Report« sind kurz vor den Wahlen 29 Sitze besonders hart umkämpft :


wahrscheinlich demokratisch

wahrscheinlich republikanisch

unsichere Sitze

16

30

29

29

183 sicher demokratisch

137 sicher republikanisch

11

In 30 Wahlkreisen liegen republikanische

und demokratische Kandidaten kurz vor der

Wahl gleichauf.

Mehrheit ab

218 Sitzen

Tendenz demokratisch

Kopf-an-Kopf-Rennen

Tendenz republikanisch

Quelle: Cook Political Report (Stand 6. November, 12:00 Uhr)

unsichere Sitze

wahrscheinlich

republikanisch

wahrscheinlich

demokratisch

16

30

29

29

183

11

137

Mehrheit ab

218 Sitzen

sicher

demokratisch

sicher

republikanisch

Tendenz demokratisch

Kopf-an-Kopf-Rennen

Tendenz republikanisch

Quelle: Cook Political Report (Stand 6. November, 12:00 Uhr)


Auf die in der Karte markierten Wahlkreise werden die Republikaner mit Sorge blicken. Denn von den 29 besonders knappen Kreisen waren bisher 28 republikanisch.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Demokraten den Senat gewinnen. Im Repräsentantenhaus könnten sie aber die Mehrheit einfahren.


Wer wird wahrscheinlich die Mehrheit der

Abgeordneten im Repräsentantenhaus

stellen?

Wer wird wahrscheinlich die Mehrheit

im Senat stellen?

88%

80%

20%

12%

Demokraten

Republikaner

Demokraten

Republikaner

Quelle: FiveThirtyEight (Stand 6. November, 12:00 Uhr)

Wer wird wahrscheinlich die Mehrheit

der Abgeordneten im Repräsentanten-

haus stellen?

88%

12%

Demokraten

Republikaner

Wer wird wahrscheinlich die Mehrheit im

Senat stellen?

80%

20%

Demokraten

Republikaner

Quelle: FiveThirtyEight (Stand 6. November, 12:00 Uhr)


Die Wahlen gelten als Stimmungstest für Trumps Regierung – fast zwei Jahre nach seinem Einzug ins Weiße Haus. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Je unbeliebter ein Präsident ist, desto mehr Sitze verliert seine Partei im Repräsentantenhaus bei Midterm-Wahlen :


G. W. Bush

2002

+10

0

–10

–20

–30

–40

–50

–60

+10

0

–10

–20

–30

–40

–50

–60

Zustimmung in Prozent

Kennedy

1962

George Bush

1990

Sitzverluste

im Repräsentantenhaus

Carter

1978

Reagan

1982

Truman

1946

Johnson

1966

Clinton

1994

Obama

2010

30

40

50

60

70

Zustimmung

in Prozent

G. W. Bush

2002

+10

0

–10

–20

–30

–40

–50

–60

Sitzverluste im

Repräsentantenhaus

Kennedy

1962

George Bush

1990

Carter

1978

Reagan

1982

Truman

1946

Johnson

1966

Clinton

1994

Obama

2010

30

40

50

60

70


Trumps Zustimmungswerte liegen unter denen vieler seiner Vorgänger. Es ist also wahrscheinlich, dass die Republikaner nun Sitze im Repräsentantenhaus verlieren werden.


70%

60

53,2%

Ablehnung

50

42,0%

40

Zustimmung

30

20

Feb. 2017

April

Juni

August

Oktober

Dezember

Feb. 2018

April

Juni

August

Oktober

Quelle: FiveThirtyEight

70%

53,3%

Ablehnung

60

50

40

42,0%

30

Zustimmung

20

Feb. 2017

Juni

Okt.

Feb. 2018

Juni

Okt.

Quelle: FiveThirtyEight


Wie steht es um Trumps Popularität im Verhältnis zu seinen Vorgängern?


Donald Trump

Barack Obama

2009–17

George W. Bush

2001–09

Bill Clinton

1993–01

80%

80%

80%

50

50

50

20

20

20

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

1989–93

1981–89

1977–81

George Bush

Ronald Reagan

Jimmy Carter

80%

80%

80%

50

50

50

20

20

20

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

Gerald Ford

1974–77

Richard Nixon

1969–74

Lyndon B. Johnson

1963–69

80%

80%

80%

50

50

50

20

20

20

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

John F. Kennedy

1961–63

Dwight Eisenhower

1953–61

Harry S. Truman

1945–53

80%

80%

80%

50

50

50

20

20

20

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

1 Jahr

2

3

4

Donald Trump

Barack Obama

2009–17

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4

George W. Bush

2001–09

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4

1993–01

Bill Clinton

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4

Ronald Reagan

1981–89

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4

Richard Nixon

1969–74

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4

John F. Kennedy

1961–63

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4

Harry S. Truman

1945–53

80%

50

20

1 Jahr

2

3

4


In der Vergangenheit hatten schon viele Präsidenten mit gegnerischen Mehrheiten im Kongress zu kämpfen. Denn die Partei, die den Präsidenten stellt, fällt bei den Midterm-Wahlen häufig in der Wählergunst.


Demokraten

Republikaner

Präsident

Repräsentantenhaus

Senat

Jahr

Truman

Truman

Truman

Truman

Eisenhower

Eisenhower

Eisenhower

Eisenhower

Kennedy

Johnson

1945

1947

1949

1951

1953

1955

1957

1959

1961

1963

Johnson

Johnson

Nixon

Nixon

Nixon, Ford

Ford

Carter

Carter

Reagan

Reagan

1965

1983

1967

1969

1971

1973

1975

1977

1979

1981

G. Bush

G. Bush

Reagan

Reagan

Clinton

Clinton

Clinton

Clinton

G. W. Bush

G. W. Bush

1985

2003

1987

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2001

G. W. Bush

G. W. Bush

Obama

Obama

Obama

Obama

Trump

Trump

2005

2007

2009

2011

2013

2015

2017

2019

2021

Präsident

Repräsentantenhaus

Senat

Demokraten

Republikaner

Truman

Truman

Truman

Truman

Eisenhower

Eisenhower

Eisenhower

Eisenhower

Kennedy

Johnson

Johnson

Johnson

Nixon

Nixon

Nixon, Ford

Ford

Carter

Carter

Reagan

Reagan

Reagan

Reagan

G. Bush

G. Bush

Clinton

Clinton

Clinton

Clinton

G. W. Bush

G. W. Bush

G. W. Bush

G. W. Bush

Obama

Obama

Obama

Obama

Trump

Trump


Und so versuchen die Parteien mit allen Mitteln, die Wahlen zu beeinflussen.

Ein häufig angewendeter Trick: das Gerrymandering

In vielen Wahlkreisen haben die Republikaner einen Vorteil. Denn die Wahlkreisgrenzen werden nach jeder Volkszählung neu zugeschnitten. Die Partei, die an der Macht ist, versucht diese Neuordnung häufig zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Als die Grenzen zuletzt neu gezogen wurden, waren in vielen Bundesstaaten die Republikaner an der Macht.

Das Gerrymandering ist möglich, weil in den USA ein Mehrheitswahlrecht herrscht. Das bedeutet: Den Sitz gewinnt, wer die meisten Stimmen in einem Wahlkreis erhalten hat. Die Stimmen für die unterlegenen Kandidaten fallen unter den Tisch. Die Partei an der Macht versucht deshalb die Wahlkreise so zuzuschneiden, dass möglichst viele Stimmen für die gegnerische Partei verfallen.

So funktioniert das Gerrymandering am Beispiel des Zuschnitts von fünf Wahlkreisen:


50 Personen

Weder kompakt

noch fair

Perfekte

Repräsentation

Kompakt,

aber unfair

60% blau

40% rot

3 blaue Wahlkreise,

2 rote Wahlkreise

5 blaue Wahlkreise,

0 rote Wahlkreise

2 blaue Wahlkreise,

3 rote Wahlkreise

Blaue Mehrheit

Blaue Mehrheit

Rote Mehrheit

Quelle: Washington Post

50 Personen

Perfekte

Repräsentation

60% blau

40% rot

3 blaue Wahlkreise,

2 rote Wahlkreise

Blaue Mehrheit

Kompakt,

aber unfair

Weder kompakt

noch fair

5 blaue Wahlkreise,

0 rote Wahlkreise

2 blaue Wahlkreise,

3 rote Wahlkreise

Blaue Mehrheit

Rote Mehrheit

Quelle: Washington Post


Die spannende Frage ist also: Wird es am 6. November für die Republikaner reichen? Oder können sich die Demokraten trotz Trumps PR-Maschinerie zumindest im Repräsentantenhaus die Mehrheit sichern?


Foto: REYNOLD/EPA-EFE/REX/SHUTTERSTOCK