Sieben Jahre sind vergangen, seit Razan Sabbagh ihr Eltern­haus in Syrien verlassen hat. Damals hatten die Aufstände gegen das Assad-Regime gerade begonnen. Razan war als Kunst­studentin in Damaskus einge­schrieben. Sie hatte sich gerade selbst­ständig gemacht. Mit ihrer Kunst wollte sie sich für die Rechte der Frauen einsetzen.

Die anfängliche Euphorie schlägt bald in Anspannung um. Razans Bilder werden für die Organi­sation von Demons­trationen gegen Assad verwendet. Als die Verhaf­tungen zunehmen, verlässt sie das Land. Zusammen mit ihrer Schwester flieht sie nach Deutsch­land. Die Eltern folgen den Töchtern drei Jahre später. Heute lebt die Familie gemeinsam in Hamburg:

Die ersten zwei Jahre in Deutsch­land waren schwie­rig. Wenn du in einem Land bist, des­sen Sprache du nicht ver­stehst, fühlst du dich wie taub.

Auch wenn man sich mit vielen Menschen umgibt und ihre Stim­men hört, ist man kein Teil der Gemein­schaft. Ich war wie ein Kind, dem immer jemand helfen muss.

In dieser Zeit habe ich begon­nen, mich selbst zu malen. Ich war eine von Tau­sen­den, die diese Situation erlebten.

Die Kollektion ›The Journey‹ ist eine Reflexion meiner persön­lichen Erfah­rungen – aber auch der aller anderen.

»Dieser Ort hat eine große Bedeu­tung für mich. Ich liebe mein Atelier, hier ver­bringe ich lange Stunden und Tage. Ich male hier, manch­mal lese ich oder denke ein­fach nur nach. Hier finde ich neue Ener­gie und kann die Müdig­keit abschütteln.«

Ein befreundeter Künstler ermutigt Razan, bei einer Per­for­mance mitzumachen. Organi­siert wird sie von Migrant­politan, einer Initiative des Theaters Kamp­nagel in Hamburg. Migrant­politan will ver­schie­dene Arten des Zusammen­lebens künstlerisch erproben. Zusammen mit anderen syrischen Künstlern gründet Razan das Kollektiv Shamiram:

Razan hat dieselbe Reise angetreten wie 800000 andere Menschen aus Syrien. Aber jeder geht unter­schiedlich mit der Erfahrung um: »Ich kenne einige, die bis heute zurück­wollen.« Razan ist inzwischen ange­kommen. Was sie an Deutsch­land mag? Sie kann hier frei arbeiten. Und leben:

Das ist eine Collage zer­stör­ter Gebäude in syrischen Städten. Zerstörung sieht immer gleich aus, egal in welchem Land.

Das Bild hat aber auch etwas Schönes an sich. Es erinnert mich an meine Anfangs­zeit in Deutsch­land. Ich kam mit dunklen Bildern im Kopf, hier war alles hell und freund­lich. Es war im Frühling.

Team

Autoren, Kamera
Sulaiman Tadmory, Sarah Nägele

Schnitt Sarah Nägele

Fotos
Razan Sabbagh, Fulvio Zanettini, Job Sy

Gestaltung & Programmierung Lorenz Kiefer

Schlussredaktion Christian Albrecht

Übersetzung
Razan Sabbagh, Sulaiman Tadmory

Redaktion Jens Radü

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