Seit Jahr­hunder­ten ist der gemäßigte Regen­wald das Land der Haida. Nach eigenen Angaben leben etwa 2500 von ihnen auf Haida Gwaii, einer Insel­gruppe an der Nord­west­küste Kanadas.

An bis zu 250 Tagen im Jahr regnet es hier. Seltene Arten von See­igeln, See­sternen oder See­gurken leben an den Küsten der grünen Inseln. Die Haida siedeln seit etwa 13000 Jahren hier, sie lieben ihren Wald. Ein Groß­teil der eine Mil­lion Hektar großen Insel­fläche ist von Bäumen überzogen.

Neben der Begeis­te­rung für die Atmo­sphäre dieser Land­schaft ver­bindet die Arbeit mit dem Holz der Riesen-Thuja die Haida auch mit ihren his­tori­schen Wurzeln.

Eine dieser Geschichten, von denen Christian White spricht, ist der bekannte Mythos von Kiidk’yaas, der goldenen Fichte:

Bis heute sehen die Haida in Baum­riesen ihre Vor­fahren, ihren Verlust als den eines Familien­an­ge­hörigen. Immens wertvoll ist für sie ins­beson­dere das Holz des Riesen-Lebensbaums.

Nur: Die grüne Idylle schwindet. Ab Mitte des 20. Jahr­hunderts hat die kanadische Holz­indu­strie große Wald­flächen auf Haida Gwaii in Last­wagen­ladun­gen voll lukra­tiver Ware umge­wan­delt. Auch wenn auf gero­deten Flächen sehr lang­sam junger Wald nach­wächst, so werden die wert­vollen alten Bäume in den letzten Jahr­zehnten stetig weiter abgeholzt.

Wie viele der uralten Bäume auf Haida Gwaii genau gerodet wurden, ist unbe­kannt. Laut der NGO Ecotrust waren schon Anfang der 2000er Jahre etwa 40 Prozent des Regen­walds der kana­dischen Provinz British Columbia verschwunden.

Fassungslos sind die Haida darüber, dass die kana­dische Holz­indu­strie alte Bäume zur Produktion von Eisen­bahn­gleisen und Dach­schindeln verkauft. 1985 protes­tieren die Haida schon einmal gegen den Kahl­schlag. Im März 2018 ver­suchen sie, mit einer Blockade die Rodungen zu stoppen.

Die Proteste der 80er Jahre führten dazu, dass Gebiete an der West­küste und im Süden der Inseln geschützt wurden. Aber etwa um die Bucht von Lisa White herum darf theo­re­tisch alles abge­holzt werden. Der Wald der Haida ver­schwin­det – und damit auch ihre Mög­lich­kei­ten der gesell­schaft­lichen Teilhabe.

Der Präsident des Haida-Gemein­de­rats wirft der Regie­rung von British Columbia vor, Rodungs­li­zenzen ohne Geneh­migung der Gemeinde zu ver­geben. Auch wenn die Hälfte der Insel mitt­ler­weile unter Schutz steht und in den gero­deten Gebieten langsam neue Bäume sprießen – den Haida fehlt er, der riesige Baum des Lebens.

Team

Kamera, Interviews, Schnitt David Becker

Illustrationen Constantin Nestor

Grafik Cornelia Pfauter

Gestaltung, Programmierung Lorenz Kiefer

Dokumentation Claudia Niesen

Schlussredaktion Katrin Zabel

Konzept, Text, Redaktion Marco Kasang

Weitere Fotos: OLA CHOLEWA, ANN E. YOW-DYSON / GETTY, CHRISTIAN HEEB / LAIF, MIKE BEUAREGARD, DPA PICTURE-ALLIANCE / KELLY FUNK / PICTURE ALLIANCE / ALL CANADA PH

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